Bei Regen sind alle Städte grau, so sagt man. Doch gilt das auch für eine der wohl schönsten deutschen Städte? Rothenburg ob der Tauber ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt für seine gut erhaltene mittelalterliche Altstadt und seine hübschen und liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser. Kann so eine Stadt ihren Charme durch ein paar Wolken und Regentropfen einbüßen?
Lohnt sich ein Ausflug auch im nasskalten Spätherbst und im Winter? Oder hat selbst ein architektonisches Kleinod wie Rothenburg im Herbst den Charme von Castrop-Rauxel im November? Dieser Artikel verrät es dir und gibt Tipps, wie du einen entspannten Tag in Rothenburg gestalten kannst.
Allgemeines
Rothenburg ob der Tauber ist eine charmante Kleinstadt in Mittelfranken, im Nordwesten von Bayern. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Nürnberg im Osten und Würzburg im Norden. Auf knapp 11.000 Einwohner der Stadt kommen jährlich um die 2 Millionen Besucher. Rund 1,7 Millionen davon sind Tagesgäste – wir befinden uns also mit unserem Tagesausflug in guter Gesellschaft.
Sehr beliebt ist Rothenburg neben den Gästen aus dem deutschsprachigen Raum vor allem bei Amerikanern und Japanern. Das liegt vermutlich daran, dass die mittelalterliche Altstadt mit ihrer gut erhaltenen Stadtmauer und Stadttürmen das typische Bild einer europäischen mittelalterlichen Stadt vermittelt und sehr ursprünglich wirkt. Im Zweiten Weltkrieg wurde zwar ein Teil der historischen Gebäude zerstört, aber vieles blieb zum Glück auch erhalten. Das Gesamtbild der Altstadt wirkt dadurch heute noch ziemlich authentisch und einheitlich.
Schon zu Beginn der aufkommenden Tourismus-Bewegung an der Wende zum 20. Jahrhundert erkannte man in der Stadt den touristischen Wert der historischen Gebäude. Schon zu Beginn des 20. Jahrhundert gab es daher erste Bau- und Restaurierungsvorschriften, die sicherstellen sollten, dass das mittelalterliche Erscheinungsbild der Altstadt erhalten blieb.
Die Stadt erkunden
Wenn man nur für einen Tag in der Stadt ist, sollte man diesen sorgfältig planen. Zum Glück ist die Altstadt von Rothenburg flächenmäßig nicht groß und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten, die man bei seinem ersten Besuch sehen sollte, sind fußläufig erreichbar. Im Herbst und Winter kann das Wetter natürlich schon mal richtig fies sein. Ich habe Rothenburg an einem verregneten Montag im November besucht. Es war kalt und hat immer wieder geregnet. Trotzdem finde ich, die wunderbare historische Altstadt sollte man sich auch bei diesem Wetter nicht entgehen lassen.
Stadtführung: klassisch, aber bewährt
Die einfachste Möglichkeit, in kurzer Zeit viel von der Stadt zu sehen und gleichzeitig einen Überblick über die Geschichte zu bekommen, ist natürlich eine Stadtführung. Dieser Tipp mag jetzt nicht besonders originell sein, aber ich möchte an dieser Stelle gerne einmal eine Lanze für Stadtführungen brechen. Wenn man mit einem Local unterwegs ist, lernt man einfach vieles über eine Stadt und erfährt viele kleine Anekdoten über die Stadt; mehr, als wenn man nur auf eigene Faust mit einem Reiseführer unterwegs ist. Dazu kommt die zwischenmenschliche Komponente. Zumindest wenn der Guide eine nette und aufgeschlossene Person ist, kommt man einer Stadt so viel näher, als wenn man nur allein unterwegs ist.
Die Tourist-Information Rothenburgs bietet täglich Führungen an, auch im Herbst und Winter. Die Zahl der Führungen ist in der dunklen Jahreszeit allerdings begrenzt, also solltest du dich am besten schon im Vorfeld informieren, damit du deine Anreise rechtszeitig planst. Wir sind bei unserem Besuch noch gerade rechtzeitig fünf Minuten vor der einzigen Führung an diesem Tag in der Tourist-Info aufgeschlagen…
Unsere Stadtführerin war eine nette Frau mittleren Alters, die aus Rothenburg stammt und ihre Stadt spürbar liebt. Ich mag es sehr, wenn Menschen mir mit großer Leidenschaft von ihrer Heimatstadt erzählen. Vor dem historischen Rathaus gab sie uns zunächst einen Überblick über die Geschichte Rothenburgs.
Eine Burg und eine freie Reichsstadt
Die Geschichte Rothenburgs reicht bis ins Hochmittelalter zurück. Ein Graf von Rothenburg wird erstmals im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Zunächst existierte eine Burg, um die herum sich allmähliche eine Stadt entwickelte. Im Jahr 1172 erhielt Rothenburg die Stadtrechte von niemand Geringerem als Kaiser Friedrich Barbarossa. Die 1142 errichtete Reichsburg der Hohenstaufen ist leider bis auf das Burgtor, einige kleinere Gebäude und einen Teil der Burgmauer nicht erhalten.
Ein Besuch des Geländes lohnt sich trotzdem und ist auch Teil der Führung. Heute befindet sich hier der Burggarten und man hat einen fantastischen Ausblick auf das Stadtpanorama. Zu dumm, dass sich gerade in diesem Moment, als wir dort waren, die Schleusen des Himmels so richtig weit öffneten. Regenschirm und wetterfeste Kleidung und Schuhe sind also in dieser Jahreszeit wirklich Pflicht, wenn man nicht nur drinnen rumhängen möchte.
Knapp 100 Jahre nach der Erteilung der Stadtrechte – nämlich 1274 – erhob König Rudolf von Habsburg Rothenburg zur Freien Reichstadt. Mit diesem Status waren besondere Privilegien verbunden. Sie war eine autonome Stadt des Heiligen Römischen Reiches, unterstand also keinem Reichsfürsten mehr, sondern direkt dem Kaiser. Freie Reichsstädte durften beispielsweise eine eigene Gerichtsbarkeit haben, und vieles mehr. In der Folge entwickelte Rothenburg sich zu einer wohlhabenden Handelsstadt.
Fachwerk: Früher gar nicht romantisch
Und im Mittelalter war es nicht anders als heute: Reichtum bedeutet Status und diesen möchte man zeigen, z. B. mit einem prächtigen Wohn- und Geschäftshaus. Besonders zu sehen ist dieser Reichtum auch heute noch in der Herrngasse, der prächtigsten Straße in Rothenburg. Hier lebten die richtig reichen Kaufleute. Unsere Führerin erzählte uns hier eine spannende Sache, die mir als Neuzeit-Historikerin nicht bekannt war.
Gerade die Fachwerkhäuser, die wir heute bewundern und so romantisch finden, hatten im Mittelalter und der frühen Neuzeit eigentlich gar keinen so guten Ruf. Denn ein Obergeschoss aus Fachwerk zeigte den Menschen damals vor allem, dass dessen Besitzer sich kein Haus leisten konnte, das komplett aus Stein errichtet war. Daher wurde das Fachwerk auch gerne so verputzt, dass es aussah, als sei auch das Obergeschoss aus Stein. Auf der Herrngasse sieht man dafür noch Beispiele. Aber man sieht eben nur, was man weiß! Genau deshalb finde ich solche Führungen bereichernd.
Natürlich sind die Gruppen in solchen Führungen immer sehr heterogen, was ihren historischen Wissensstand angeht. Der Guide steht also vor der Herausforderung, sowohl die Personen abzuholen, bei denen kaum historisches Wissen vorhanden ist, als auch Personen mit viel historischem Vorwissen. Wenn du schon ein absoluter Experte in der Epoche des Mittelalters bist, kann die Führung unter Umständen zu wenig Neues für dich bieten, als dass es sich lohnt. Denn es wurde auch viel über Leben und Gesellschaft im Mittelalter allgemein erzählt.
Alltag im Mittelalter
So erzählt die Stadtführerin zum Beispiel, als wir im mächtigen Burgtor stehen, dass die Stadttore abends abgeschlossen wurden. Wer zu spät kam, hatte Pech: Er oder sie musste dann entweder die Nacht draußen vor dem Stadttor verbringen oder, wenn entsprechende Mittel vorhanden waren, zahlen. Dann ließen einen die Stadtwachen eventuell durch das kleine „Mannloch“ im Tor noch ein. Dies ist übrigens auch der Hintergrund des Begriffs „Torschlusspanik“. Das war mir zwar vorher auch schon bekannt, aber die Führerin hat bei dieser Episode sehr nett die Mitglieder der Gruppe einbezogen und hat sie quasi die mittelalterlichen Rollen übernehmen lassen. Ich fand das eine schöne Art der Vermittlung, an denen die Gruppe auch merklich Spaß hatte.
Auch erklärte sie die Längenmaße der Stadt, die u. a. am Mittelalterlichen Kriminalmuseum aushängen. Etwas skurril für uns heute: Die Bezeichnungen der Längenmaße waren fast in jeder Stadt dieselben, doch wie lang dieses Maß dann war, konnte sich von Stadt zu Stadt sehr unterscheiden. Dies brachte vor allem für den Handel gewisse Herausforderungen mit sich.
Auf eigene Faust die Stadt erkunden
Neben der allgemeinen Stadtführung werden aber auch spezielle thematische Führungen angeboten. Wenn du doch lieber allein losziehen möchtest oder eine Stadtführung nicht in deinen Zeitplan passt, bietet die Tourist-Information einiges an Material an. Ein Muss beim Besuch der Stadt ist eigentlich die historische Stadtmauer, die zum Teil auch begehbar ist. Meine Begleiter und ich haben sie leider nur am Rande gestreift, was auch daran lag, dass wir ein Baby nebst Kinderwagen dabeihatten und nicht alles barrierefrei ist.
Der Turmweg bietet sich aber für eine Erkundung auf eigene Faust, wenn man keine Mobilitäts-Einschränkungen hat, prima an. Die Tourist-Info bietet eine übersichtliche Broschüre für den knapp 4 Kilometer langen Rundweg mit 22 Stationen an, die auch viele Informationen über die gut erhaltenen Stadttürme enthält.
Es gibt auch einen speziellen Stadtführer für Kinder, der die Geschichte der Stadt kindgerecht erzählt und sicher ein guter Begleiter für Familien ist. Barrierefreiheit ist in einer mittelalterlichen Stadt natürlich zwangsläufig nicht vollumfänglich gegeben. Weite Teile der Altstadt sind mit Kopfstein gepflastert, es gibt steile Treppen und überhaupt ist die Stadt recht hügelig.
Man hat sich bemüht, wo immer es ging, Rampen zu bauen und leichter befahrbare Streifen ins Pflaster einzuarbeiten. Dennoch ist nicht die ganze Stadt barrierefrei. In der Tourist-Info kann man den „Stadtplan für alle“ erhalten. Dieser gibt neben den üblichen Angaben zu Sehenswürdigkeiten etc. auch Auskunft über die Barrierefreiheit und die Steigungen der Wege.
Digitale Unterstützung mit AR
Wenn du lieber digital unterwegs bist, kannst du dir die Rothenburg-App auf dein Smartphone laden. Neben einer digitalen Stadtkarte und Informationen zu den touristischen Highlights, die man sich auch vorlesen lassen kann, enthält sie verschiedene 30-Minuten-Touren – darunter auch drei spezielle Kindertouren. Dazu hat sie auch eine Augmented-Reality-Funktion. Du kannst dir also an verschiedenen Stellen in der Stadt zusätzliche Informationen zeigen lassen. Wenn du die Funktion eingeschaltet hast, vibriert dein Handy an interessanten Orten. Zum Teil sind die Orte aber auch mit einem Logo der App gekennzeichnet.
Highlights wie das berühmte Plönlein – übrigens das meist fotografierte Motiv in Rothenburg – , das historische Rathaus, das Burgtor oder die Stadtkirche St. Jakob lassen sich so auf jeden Fall auch prima auf eigene Faust erkunden.
Wenn man eine Pause zwischen zwei Regenschauern erwischt, sollte man sich auf jeden Fall auch immer wieder die Zeit nehmen, stehenzubleiben und die vielen kleinen Details zu entdecken, die es im Stadtbild zu sehen gibt: etwa die historischen metallenen Ladenschildern, die genau abbildeten, was es in diesem Geschäft zu kaufen gibt. Schließlich konnten die meisten Leute früher ja nicht lesen! Oder die vielen kleinen Ornamente und Verzierungen. Oder einfach das Flair der schönen alten Häuser, auch abseits der Prachtgebäude auf der Herrngasse.
Mittelalterliches Kriminalmuseum: Perfekt für Regentage
Wenn es draußen aber allzu garstig wird, oder du dich einfach mal aufwärmen möchtest, ist das gar kein Problem. Denn der Herbst und Winter sind die perfekte Zeit für einen Museumsbesuch – und Museen hat Rothenburg einige zu bieten. Damit der Besuch in der Stadt nicht in Stress ausartet, würde ich eigentlich empfehlen, dir nicht mehr als ein Museum vorzunehmen – vielleicht zwei, wenn du wenig Pause brauchst und allein unterwegs bist.
Eine spannende Option ist das Rothenburg Museum. Es ist in einem alten Dominikanerinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert untergebracht und fokussiert sich thematisch auf die wechselvolle Geschichte der Stadt Rothenburg. Gerade, wenn man auf eigene Faust ohne Führung unterwegs war, könnte ich mir vorstellen, dass dies ein spannendes Museum ist, in dem man noch mal viel über die Geschichte der Stadt lernt.
Berühmt ist Rothenburg aber für ein anderes Museum, für dessen Besuch meine Begleiter und ich uns schon im Vorfeld entschieden hatten: Das Mittelalterliche Kriminalmuseum Rothenburg. Der Name ist ein wenig irreführend, denn eigentlich geht es in der Ausstellung nicht nur um das Mittelalter und auch nicht nur um Kriminalgeschichte. Vielmehr bildet die Ausstellung Rechtsgeschichte aus 1.000 Jahren ab.
Es geht um Folter als Mittel der Beweisfindung, das Entstehen eines modernen Rechtswesens und einer echten Gerichtsbarkeit, Ehrenstrafen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, aber natürlich auch um die Todesstrafe und den Berufsstand des Scharfrichters. Dazu bildet die Ausstellung eine Menge verschiedener Aspekte und Entwicklungen aus Recht, Kriminalität und Gericht ab. Und sie beherbergt ein berühmtes und gruseliges Exponat: eines von zwei original erhaltenen Exemplaren einer Eisernen Jungfrau.
Warum Folter eigentlich sogar ein Fortschritt im Rechtswesen war, Scharfrichter ein ganz normaler Beruf und ob die Eiserne Jungfrau wirklich eine besonders grausame Hinrichtungsmethode des Mittelalters war: All das erfährst du im Mittelalterlichen Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber.
Du willst mehr über das Mittelalterliche Kriminalmuseum Rothenburg wissen? In diesem Blog findest du auch einen ausführlichen Artikel über das Museum.
365 Tage im Jahr Weihnachten: Weihnachtsdorf Käthe Wohlfahrt
„Ach, wenn doch nur jeden Tag Weihnachten wäre!“ Alle Fans von Loriot haben diesen Satz sicher jetzt sofort erkannt. Der Wunsch von Frau Hoppenstedt aus dem Weihnachtssketch „Weihnachten bei den Hoppenstedts“ ist Wirklichkeit geworden und er hat sich in Rothenburg auf der Herrngasse manifestiert. Hier findet man das Weihnachtsdorf von Käthe Wohlfahrt. Und hier ist 365 Tage im Jahr Weihnachten.
Käthe Wohlfahrt ist ein Großhändler für Weihnachtsartikel und wurde von einem Ehepaar aus Sachsen gegründet, das in den 1960ern aus der damaligen DDR in den Westen kam. 1977 wurde der Hauptsitz nach Rothenburg verlegt, wo er bis heute ist. Vielleicht hast du auch schon einmal einen Stand mit den zahlreichen verschiedenen Christbaumkugeln auf einem Weihnachtsmarkt gesehen, denn die Stände von Käthe Wohlfahrt finden sich nicht nur in Süddeutschland, sondern beispielsweise auch auf dem Weihnachtsmarkt in Essen.
Das Weihnachtsdorf ist aber mehr als nur ein gewöhnlicher Laden. Es ist eine ganze Weihnachts-Erlebniswelt! Auch ein Weihnachtsmuseum befindet sich innerhalb des Ladens, für das man allerdings Eintritt entrichten muss. Das Weihnachtsdorf selbst ist ohne Eintritt. Gleich am Eingang begrüßt uns eine riesige bewegliche Stofftier-Welt, ein paar Schritte weiter stehen wir auf einer Empore und blicken hinab auf einen gigantischen und prächtig geschmückten weißen Weihnachtsbaum.
Es dauert keine fünf Minuten, bis wir alle komplett reizüberflutet sind – und das sieben Monate alte Baby hält sich dabei von uns allen noch am besten. 😀 Hier gibt es Weihnachtsdeko in allen Farben und Formen, überall leuchtet und glitzert es. Am beeindruckendsten ist die unfassbare Fülle an Weihnachtsbaumkugeln. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Die Maus? Das Sandmännchen? Kein Problem, bitte sehr. Ein Burger? Pommes am Weihnachtsbaum? Alles da.
Du wolltest dir schon immer mal den Reichstag an den Weihnachtsbaum hängen? Auch dieser Wunsch kann hier in Erfüllung gehen. Die Kugeln von Käthe Wohlfahrt sind dazu qualitativ hochwertig und handbemalt, also definitiv kein Ramsch.
Doch es gibt nicht nur Kugeln. Lichterbögen, Räuchermännchen und Kerzenpyramiden aus dem Erzgebirge sind hier ebenfalls erhältlich. Zu übersehen sind sie nicht, denn direkt daneben steht eine meterhohe Pyramide, die sich dreht. Der Laden ist R I E S I G. Es hört gar nicht mehr auf!
Nach einer gefühlten Ewigkeit treten wir wieder auf die Straße. Komplett geflasht, reizüberflutet, um ein paar Euro ärmer, aber sehr glücklich. „Wir waren IN Weihnachten“, sagen wir ehrfürchtig. Ohne Witz: Wenn du keine totale Weihnachtsphobie hast, gib dir das Weihnachtsdorf von Käthe Wohlfahrt unbedingt mal, wenn du in Rothenburg bist! 😊 Als wir da waren, stand die Adventszeit ja auch gerade vor der Tür, sodass ein Besuch besonders gut passte. Beeindruckend ist es aber bestimmt auch zu anderen Jahreszeiten.
Kulinarisches
Auch wenn man nur für einen Tag in der Stadt ist, muss man natürlich auch mal was essen. Eine Spezialität aus Rothenburg sind die „Schneeballen“. Dieses Gebäck soll bereits im Mittelalter zu Hochzeiten oder anderen festlichen Anlässen gebacken und gereicht werden. Im Grunde ist es eine hohle Kugel aus Teigstücken, die in Fett ausgebacken wird und dann z. B. mit Puderzucker bestreut serviert wird – daher wohl auch der Name. Heute findet man aber auch Veredelungen anderer Art, etwa mit Schokolade. Die Zubereitung ist sehr aufwändig und wurde früher gemeinschaftlich in der Nachbarschaft erledigt.
Der Teig selbst ist nicht allzu süß, was ich recht angenehm fand. Um sie in Würde zu essen, gibt es einen Trick. Auf keinen Fall sollte man den Fehler begehen, einfach reinzubeißen. Das endet in einem Desaster, weil sofort die ganze Kugel ihre Stabilität verliert und auseinanderfällt. Kenner zerdrücken den Schneeballen stattdessen in der Papiertüte und können ihn dann bequem und ohne ihre Würde zu verlieren in Stücken genießen.
Die Schneeballen sind zwar lecker, aber eher was für den hohlen Zahn. Für den richtigen Hunger findet man in der Altstadt eine Reihe zünftiger Restaurants, die deftige Küche mit fränkischen Spezialitäten anbieten. Da die fränkische Küche allgemein sehr fleischlastig ist, hatte ich als Vegetarierin immerhin den Vorzug mich sehr schnell für ein Gericht entscheiden zu können. Es gibt aber auch Restaurants mit einer größeren Auswahl vegetarischer oder auch veganer Speisen.
Fazit
Seien wir ehrlich: Eine Stadt zu erkunden macht bei herrlichstem Sonnenschein am meisten Spaß. Gerade eine Stadt wie Rothenburg neigt aber in den Sommermonaten auch dazu, komplett überlaufen von Touristen zu sein, was ein entspanntes Schauen und Flanieren eher schwierig macht. Das ist der große Pluspunkt, wenn man in der dunklen Jahreszeit hinfährt. Man hat seine Ruhe und kann entspannt die Stadt erkunden. Dafür muss man allerdings mit Regengüssen und unangenehmen Wind leben. Mit der entsprechenden Kleidung und Ausrüstung kann man sich aber gegen das Wetter wappnen.
Rothenburg bei Regen ist definitiv nicht grau, sondern immer noch eine hübsche Stadt, auch wenn man vielleicht auf die ganz pittoresken Fotomotive vor stahlblauem Himmel verzichten muss. Eine ganze andere Sache ist es dann auch schon wieder in der Adventszeit, wenn der Reiterlesmarkt in der Altstadt stattfindet. Ich denke, in der Weihnachtszeit hat die Stadt noch mal wieder einen ganz eigenen Zauber.
Aber auch ohne Weihnachtsmarkt: Ein Besuch in Rothenburg lohnt sich definitiv auch im Spätherbst und Winter. Es gibt genügend Optionen für schlechtes Wetter, wenn man den Regen und die Kälte satt hat.
Dennoch: Meinen nächsten Besuch in der Stadt – und es wird definitiv ein nächstes Mal geben! – plane ich dann doch eher für die warme Jahreszeit.
Allgemein würde ich auch sagen, dass ein Tag eigentlich zu wenig ist, um eine kulturell und historisch so reiche Stadt wie Rothenburg umfassend zu erkunden. In der wärmeren Jahreszeit bietet auch das Umland noch einmal viele Möglichkeiten für einen längeren Besuch, z. B. schöne Wanderwege. Für einen ersten Eindruck ist ein Tagesausflug aber eine gute Option. Und irgendwie ist es doch auch immer schön, wenn man einen Grund hat, noch mal wiederzukommen, oder?
Vielen Dank an die Tourist-Information Rothenburg für die freundliche und sachkundige Unterstützung bei der Planung und Durchführung meines Besuchs und für das umfangreiche Material!