Hast du Lust auf ein kleines Quiz? Was denkst du, welche der folgenden Aussagen über Karl den Großen und Aachen ist wahr?
A) Er badete gerne mit Hunderten von anderen Leuten in den Aachener Thermalquellen.
B) Dank ihm wurde Aachen zur vielleicht heiligsten Stadt des Fränkischen Reichs.
C) Er errichtete in Aachen den größten Partyraum nördlich der Alpen.
D) Unter seiner Herrschaft wurde Aachen zum Hot Spot für frühmittelalterliche Masterminds.
Du ahnst es vermutlich schon: Alle vier Aussagen sind wahr. Karl der Große ist nicht nur einer der bedeutendsten und wahrscheinlich auch bekanntesten Herrscher des europäischen Mittelalters. Er war auch ein faszinierender Charakter, der großen Wert auf Bildung und Künste legte. Gleichzeitig war er ein Machtmensch und ein Kriegsherr. Er hatte keine Skrupel, seine Interessen mit teils brutaler Gewalt durchzusetzen. Er war ein Kind seiner Zeit, und dennoch ein Visionär. Wenn du den Spuren dieser vielschichtigen und umtriebigen Persönlichkeit folgen willst, dann bist du in Aachen am richtigen Ort.
Kurz zu den Eckdaten: Karl regierte von 768 an, zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann. Nach dessen frühem Tod 771 regierte er schließlich allein bis zu seinem Tod im Jahr 814. An Weihnachten 800 wurde er in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt. Damit legte er den Grundstein für das römisch-deutsche Kaisertum.
So beherrschte man ein Riesenreich
Im Laufe seiner langen Herrschaftszeit dehnte Karl das fränkische Reich durch Eroberungen und Diplomatie enorm aus. „Das wurde von einem fränkischen Herrscher im Frühmittelalter auch primär erwartet: dass er seine Adeligen bei Laune hält und etwa einmal im Jahr Krieg führt und das Reich erweitert“, erklärt Prof. Dr. Frank Pohle, Leiter der kulturhistorischen Museen der Stadt Aachen (Route Charlemagne) und Experte für die Geschichte und Kultur der Region Maas/Rhein, im Gespräch mit TimeTraveller Magazine.
Doch Karl zeigte vor allem in der zweiten Hälfte seiner Herrschaft auch andere Ambitionen. Er wollte nicht nur als Krieger in Erinnerung bleiben. Sondern er stieß auch in anderen Bereichen zahlreiche Reformen an, etwa in der Bildung oder auch in der kirchlichen Liturgie. Und er betätigte sich als Bauherr. Unter anderem ließ Karl der Große seine Lieblingspfalz Aachen zu einer prachtvollen Residenzstadt ausbauen, bei der wohl auch das antike Rom als Vorbild gedient hat.
Reise-Könige und Reise-Kaiser
Die Könige und Kaiser im europäischen Mittelalter hatten noch keinen festen Herrschaftssitz oder eine Hauptstadt. Stattdessen waren sie auch abseits von den regelmäßig stattfindenden Feldzügen ständig im ganzen Reich unterwegs. Vor allem in der Frühphase einer Herrschaft, wenn diese noch nicht gefestigt war, war es wichtig, Präsenz zu zeigen. Das galt insbesondere bei einem so großen Reich wie dem fränkischen Karolingerreich. In Zeiten ohne Fernsehen, Rundfunk oder Internet ging das nur, indem der Herrscher persönlich vorbeischaute und Gesicht zeigte.
Überall im Reich gab es sogenannte Königspfalzen, bzw. nach Karls Krönung zum Kaiser im Jahr 800 Kaiserpfalzen. Das waren Unterkünfte mit angeschlossenen Gütern, in denen die Herrscher mit ihrem oft mehrere Hundert Personen umfassenden Hofstaat residieren konnten.
Aachen entwickelte sich bald zur Lieblingspfalz Karls des Großen. Bereits 768/69 soll er zum ersten Mal dort überwintert haben. Ab etwa 794 begann er, die Pfalz monumental ausbauen zu lassen. Und ab 806 hielt er sich bis zu seinem Tod im Januar 814 fast nur noch in Aachen auf. Irgendwie wurde Aachen also doch zu seiner inoffiziellen Hauptstadt. Aber warum konnte er es sich leisten, nicht mehr im Reich herumzuziehen?
Die heimliche Hauptstadt
Rechnen wir mal nach: Karl saß 45 Jahre lang auf dem Thron. Das ist eine unvorstellbar lange Zeit in einer Gesellschaft, in der die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen nur bei etwa 35 bis 40 Jahren lag. „Das kann man sich fast ein bisschen vorstellen wie in unserer Zeit mit der britischen Königin Elizabeth II.. Irgendwann kann sich niemand mehr erinnern, dass mal jemand anderes auf dem Thron gesessen hat. Und man kann sich auch irgendwann gar keine andere Person mehr dort vorstellen“, sagt Prof. Dr. Pohle. Dazu kamen seine schon erwähnten Errungenschaften auf den unterschiedlichsten Gebieten.
„Karl war in der späteren Phase seiner Herrschaft so etabliert und unumstritten, dass er es sich schon leisten konnte, weniger zu reisen und stattdessen seine Söhne oder andere Gesandte zu schicken, um Angelegenheiten im Reich zu regeln“, erklärt Prof. Dr. Pohle weiter.
Noch heute ist die Stadt Aachen untrennbar mit dem Namen Karls des Großen verbunden. Seine Spuren sind immer noch an vielen Orten in der Stadt zu finden. Mit der Route Charlemagne hat die Stadt einen kulturhistorischen Rundgang geschaffen. Er widmet sich in acht Stationen jeweils einem Themenbereich, der sowohl in Karls Zeiten als auch für die Entwicklung des modernen Aachens als europäische Stadt von Bedeutung ist. Die Bereiche sind Geschichte, Wissenschaft, Europa, Religion, Macht, Wirtschaft und Medien. An einem Tag ist die gesamte Route Charlemagne nicht zu schaffen. Einzelne Stationen kann man aber auch als Tagestourist wunderbar in seinen Besuch einbinden.
In diesem Artikel nehme ich dich mit auf einen Tagesausflug nach Aachen. Ich gebe dir Tipps an die Hand, auf welchen Spuren man sich „Charlemagne“, wie Karl im französisch- und englischsprachigen Raum genannt wird, im Laufe eines Tages bei einem ersten Besuch in der Stadt nähern kann. Anhand verschiedener Orte betrachten wir auch die Themen, die für seine Herrschaft prägend waren. Am Ende sprechen wir auch noch darüber, welche Bedeutung Karl der Große für das moderne Aachen hat und ob es gerechtfertigt ist, dass man ihn den „Vater Europas“ genannt hat.
Centre Charlemagne – Karl und seine Reformen
Direkt am Katschhof, einem der zentralen Plätze in der Aachener Innenstadt, befindet sich seit 2013 in einem modernen Bau mit Glasfassade das Centre Charlemagne. Früher stand auf diesem Platz der Schandpfahl, an dem öffentlichkeitswirksame Strafen vollstreckt wurden. Das Centre Charlemagne arbeitet in seiner Dauerausstellung auf 800 Quadratmetern die Geschichte Aachens von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart auf. Die Stadtgeschichte steht im Museum auch immer im Bezug zur Geschichte der Rhein-Maas-Region und der Geschichte Europas.
Der Fokus eines großen Teils der Dauerausstellung liegt auf der Geschichte Karls des Großen und seiner Bedeutung für die Stadt. Das zentral gelegene Museum ist also der perfekte Startpunkt, wenn man die Spuren Karls in Aachen erkunden möchte. Der erste Teil der Ausstellung konzentriert sich vor allem auf die Regierungszeit Karls des Großen, seine Reformen und seine Gestaltung der Stadt Aachen.
Bildung und Kunst
In der Ausstellung erfahren wir beispielsweise, dass Karl ein großes Interesse am Thema Bildung zeigte. Das war sehr ungewöhnlich für einen Herrscher des Frühmittelalters. Frühmittelalterliche Könige konnten in der Regel weder lesen noch schreiben und überließen solche Dinge ihren Klerikern. Karl der Große hingegen wird als wissbegierig und interessiert an Theologie, Geschichte und Wissenschaft beschrieben, aber auch an alten germanischen Heldenepen. Er heißt, er habe sich gerne und häufig aus Büchern vorlesen lassen. Laut seinem Biografen Einhard konnte Karl wohl auch lesen und versuchte zumindest, das Schreiben zu lernen. Beim Schreibenlernen soll er allerdings nur mäßig erfolgreich gewesen sein.
Dennoch – oder vielleicht genau deswegen – stieß er eine Schriftreform an. Ziel der Reform war es, die geschriebene Schrift, z. B. für Urkunden oder auch Bücher, im ganzen Reich zu vereinheitlichen und wohl auch etwas zu vereinfachen. Die unter ihm eingeführte Schrift nennt man „karolingische Minuskel“. In der Ausstellung kann man sich anschauen, wie diese aussah.
Einhard – Karls Biograf: Wenn man bedenkt, dass Karl vor etwa 1.200 Jahren gelebt hat, wissen wir eine ganze Menge über ihn. Viele Informationen über ihn stammen aus der Vita Karoli Magni. Diese wurde vom Mönch Einhard verfasst, der Karl persönlich gekannt hat und wohl auch zu dessen engerem Umfeld gehörte. Auch wenn der Quellenwert dieser Schrift als hoch eingestuft wird, kann man wie bei allen mittelalterlichen Biografien allerdings nicht alles, was er schreibt, für bare Münze nehmen. Solche Biografien wurden immer zu einem ganz bestimmten Zweck verfasst, daher muss sie immer quellenkritisch betrachten. Wen das mit der Quellenkritik näher interessiert, dem sei die Podcastfolge von Irmimi zur Vita Karoli Magni als Beispiel für Quellenkritik ans Herz gelegt. Dort wird das sehr schön und auch für Laien verständlich erklärt.
Karl versammelte Gelehrte verschiedener Disziplinen an seinem Hof. Der berühmteste unter ihnen war wohl der Angelsachse Alkuin von York. Er galt schon zu Lebzeiten als bedeutender Schriftgelehrter und Lehrer. In Aachen wurde er nicht nur zum Anführer eines von Karl initiierten „Denkzirkels“, sondern auch zu Karls Lehrer. „Obwohl er König eines riesigen Reiches war, war sich Karl nicht zu fein dafür, die Schülerrolle einzunehmen und sich von Alkuin unterrichten zu lassen“, unterstreicht Prof. Dr. Pohle die große Wissbegier des Herrschers.
In Abstimmung mit Karl leitete Alkuin eine Bildungsreform ein. Dazu gehörte die schon erwähnte Schriftreform. Aber er verfasste auch verständliche Lehrbücher für die Klosterschulen, die in dieser Zeit verstärkt gegründet wurden. Außerdem etablierte er die sieben freien Künste, die noch aus der Antike bekannt sind, für die höhere Bildung: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Musik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie.
In dieser Zeit beginnen Mönche auch damit, die Werke antiker Autoren zu kopieren, weswegen man heute auch von der „karolingischen Renaissance“ spricht. „Ohne diese Kopierarbeit im 8. und 9. Jahrhundert wäre heute wahrscheinlich ein Großteil der antiken Überlieferung verschwunden“, erklärt Prof. Dr. Pohle. „Die antiken Autoren verfassten ihre Werke meist auf Papyrus. Das ist vor allem feuchten Klima nördlich der Alpen kein sehr haltbares Material.“
Münzwesen
Generell strebte Karl in vielen Bereichen eine Vereinheitlichung an, um sein riesiges Reich leichter regierbar zu machen. Eine weitere wichtige Reform, die in der Ausstellung des Centre ihren Platz findet, betrifft daher das Münzwesen. Münzen waren mehr als nur ein Zahlungsmittel, sie waren auch ein Ausdruck von Macht. Nur Herrscher durften eigene Münzen prägen lassen. Nur sie hatten die Glaubwürdigkeit, um den Wert einer Münze zu garantieren und sie damit zu einem allgemeinen und weithin akzeptierten Zahlungsmittel zu machen.
Karl führte einheitliche Denar-Münzen aus Silber ein, außerdem wurden neue Gewichts- und Recheneinheiten eingeführt. Im Centre Charlemagne finden wir außerdem ein außergewöhnliches Ausstellungsstück, das auf den ersten Blick aber sehr unscheinbar aussieht. Die Münze, ein Monogramm-Denar, trägt die Aufschrift „Regina Fastrada“. Fastrada war Karls vierte Ehefrau, mit der er elf Jahre verheiratet war und mit der er eine sehr glückliche Ehe geführt haben soll. „Das ist bisher die einzige Münze dieser Art, die wir gefunden haben. Dass der Name der Königin auf einer Münze genannt wird, ist in dieser Zeit absolut ungewöhnlich“, sagt Professor Dr. Pohle über den Sensationsfund, der erst seit Frühling 2023 im Museum zu sehen ist.
Der zweite Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte der Stadt Aachen nach Karl dem Großen. Dass die Stadt auch in den folgenden Jahrhunderten stark von dem profitierte, was Karl aufgebaut hat, darauf gehe ich später im Artikel noch ein. Die Ausstellung erzählt aber auch, wie sich viele Herrscher in den nachfolgenden Jahrhunderten auf Karl beriefen und sich in seiner Tradition sahen und wie sich das Karlsbild bis in unsere moderne Zeit wandelte. Im letzten Kapitel wird davon noch ausführlicher die Rede sein.
Rathaus und Granusturm – Karl und die Macht
Nur einen Steinwurf entfernt vom Centre Charlemagne stoßen wir auf das prächtige Rathaus im gotischen Stil. Auch das Rathaus ist Teil der Route Charlemagne und steht für das Thema Macht. Der heutige Bau ist zwar ebenfalls historisch, stammt aber aus dem 14. Jahrhundert, mit barocken Umbauten. Errichtet wurde es aber auf den Fundamenten der Königshalle von Karl dem Großen. Die Königshalle, die ein Teil der Königspfalz war, diente vor allem der Repräsentation. Hier empfing Karl wichtige Gäste und hielt Festmähler ab.
Repräsentation
Die Halle war wohl im Stil einer römischen Basilika errichtet – die Antike galt in dieser Zeit als kulturelles Vorbild. Mit einer Länge von 47 Metern und einer Höhe von rund 21 Metern hatte sie für das Frühmittelalter beeindruckende Ausmaße. „Im Prinzip war diese Halle lange Zeit der größte Partyraum nördlich der Alpen“, sagt Prof. Dr. Pohle augenzwinkernd. Für die Untertanen Karls, die in einfachen Holzhäusern lebten, wie sie zu der Zeit üblich waren, muss dieser Anblick überwältigend gewesen sein.
In das heutige Rathaus integriert ist der Granusturm, der zwar nicht direkt Teil der Königshalle war, aber aus der Zeit von Karl dem Großen stammt. Lange Zeit rätselten die Historiker, welche Funktion dieser Turm gehabt haben könnte. Mit Sicherheit kann man es auch heute nicht sagen. Aber inzwischen gehen die Fachleute davon aus, dass es sich bei dem Granusturm aus dem 8. Jahrhundert wohl um eine Art repräsentatives Treppenhaus mit angeschlossenen Warteräumen gehandelt hat. Am besten zu sehen ist er vom Hühnermarkt aus.
Leider kann man ihn aus Sicherheitsgründen von innen nicht besichtigen. Das Rathaus mit seiner größtenteils barocken Ausstattung kann man dagegen sehr wohl besichtigen. Ich habe bei meinem Besuch aus Zeitgründen und aufgrund einer großen Zahl von Hochzeitsgesellschaften, die das Rathaus an diesem Freitagmittag bevölkerten, darauf verzichtet.
Krieg als Instrument der Macht
So wie das Rathaus heute die bürgerliche Macht und die städtische Souveränität repräsentiert, so war auch die Königshalle von Karl eine Repräsentation seiner Macht. Zweifellos hat dieser Bau seine Wirkung nicht verfehlt, denn Karl ließ in dieser Hinsicht ja nicht nur Worte oder Bauten, sondern auch Taten sprechen. Wie bereits einleitend angedeutet, führte Karl vor allem in der ersten Hälfte seiner Herrschaft häufig Krieg, ging Bündnisse ein und brach sie auch wieder, falls nötig. Dies diente vor allem einem Ziel: das Reich vergrößern und den karolingischen Machtbereich ausdehnen.
Und damit war er extrem erfolgreich. Schaut man sich die Karten an, auf denen die Grenzen des fränkischen Reichs 768 und 814 verzeichnet sind, so sieht man, dass Karl sein Reich stark ausgedehnt hat. So eroberte er zum Beispiel das Langobardische Königreich (also mehr oder weniger ganz Oberitalien), außerdem Gebiete in Bayern, im heutigen Österreich, Spanien und Frankreich. In der Ausdehnung nach Osten brachte er viele slawische Völker in eine Abhängigkeitsbeziehung, wie etwa die Sorben, die Böhmer oder die Abodriten. Als besonders blutig gelten heute und auch schon damals seine Feldzüge gegen die damals noch heidnischen Sachsen. Diese waren in der Region des heutigen Niedersachen ansässig, und damit direkt an der Westgrenze von Karls Reich.
Insgesamt 32 Jahre lang dauerten die Sachsenkriege und beschäftigten Karl somit die meiste Zeit seiner Herrschaft immer mal wieder. Alles begann 772, als Karl mit seinem Heer die Eresburg erobert und die Irminsul zerstören ließ – ein heidnisches Heiligtum, das dem alten germanischen Götterglauben geweiht war. Immer wieder folgten Aufstände der Sachsen, zum Beispiel unter Widukind, die Karl blutig niederschlagen ließ. Erst im Jahr 804 beugten sich die letzten Sachsen endgültig Karls Herrschaft.
Zeitgenössische Quellen berichten, dass es Karl bei den Sachsenkriegen weniger um die Christianisierung als um die Befriedung der Reichsgrenzen ging. Die Forschung geht aber heute davon aus, dass auch der Missionierungsgedanke eine große Rolle gespielt hat und nicht nur geopolitische Interessen. Sein Vorgehen bei der Christianisierung der Sachsen wurde allerdings selbst schon von seinen (christlichen) Zeitgenossen als sehr grausam und blutig empfunden. Und das in einer Zeit, die ohnehin stark durch Gewalt geprägt war – das will schon etwas heißen.
Ein christlicher Herrscher
Für uns, die wir in einer säkularisierten Welt leben, in der Religion nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, ist es schwierig, die damalige Bedeutung des Christentums nachzuvollziehen. Religion und Reich bzw. Religion und Herrschaft waren damals nicht voneinander zu trennen. Die Religion beeinflusste und prägte einfach jeden Bereich des Lebens. Viele Phänomene, die wir heute wissenschaftlich erklären können, waren für die Menschen damals nur mit übersinnlichen, göttlichen Handlungen zu erklären. „Karls Selbstverständnis war das eines großen christlichen Herrschers. Und als christlicher Herrscher verstand er es als seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass möglichst viele seiner Untertanen in den Himmel kommen“, erklärt Prof. Dr. Pohle.
Religion war im Mittelalter nicht etwas, woran man glauben konnte, oder auch nicht. Religion, Gott, die Hölle, der Teufel, Engel, die Wirkung von Gebeten – all das war für die Menschen völlig real in ihrer Existenz und Wirkung. Darüber herrschte Konsens. Wenn man sich das vor Augen hält, wird auch klar, warum sich Karl auch der Religion sehr stark zuwandte. Das bringt uns zum nächsten Stopp auf der Aachener Route Charlemagne.
Der Aachener Dom – Karl und das Christentum
Gleich gegenüber dem Rathaus, von der Rückseite des Gebäudes gesehen, erhebt sich die Marienkirche, besser bekannt als Aachener Dom. Als Karl seine Herrschaft antrat, stand an gleicher Stelle auch schon eine Kirche. Diesen vermutlich deutlich bescheideneren Vorgängerbau ließ Karl abreißen, als er begann, Aachen zu einer beeindruckenden Residenzstadt auszubauen.
Kirchenbau
Die Achsen der Königshalle und der Marienkirche wurden aneinander ausgerichtet und durch einen heute nicht mehr existenten Verbindungstrakt verbunden. Anders als heute wurden die Gebäude also nicht jedes für sich betrachtet, sondern waren Bestandteil des Gesamtensembles der Königspfalz. Heute betritt man den Dom über den Domhof, den man über die Johannes-Paul-II.-Straße erreicht.
Auch der Dom wurde über die Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgebaut. Doch im Wesentlichen ist der Zentralbau, den Karl der Große im 8. Jahrhundert errichten ließ, erhalten. Berühmt ist der Dom vor allem für das Oktogon mit der hohen Kuppel. Nördlich der Alpen existieren in dieser Zeit keine Vorbilder für diese ungewöhnliche Form. Es wird angenommen, dass Karl der Große auf einer Reise nach Italien in Ravenna einen ähnlichen Bau gesehen hat und den achteckigen Grundriss adaptieren wollte. Denn die Acht galt im Mittelalter als vollkommene Zahl.
Unabhängig davon, ob man religiös ist oder nicht: Das Innere des Doms ist absolut überwältigend mit der hohen Kuppel und den kunstvollen und reichen Mosaikverzierungen.
Bereits für Karls Zeit sind Mosaikverzierungen belegt, die leider später zugunsten einer Stuckverzierung abgeschlagen wurden. Die heutigen Mosaike stammen aus dem 19. Jahrhundert und sind ein Versuch, das Verlorene wiederherzustellen. Wunderschön sind sie auf jeden Fall.
Noch beeindruckender wird die Kirche, wenn man sich vor Augen führt, dass das Oktogon abgesehen von nachträglich angebrachten Verzierungen immer noch mehr oder weniger im Original-Erhaltungszustand ist. Diese Kuppel hält seit 1.200 Jahren und überstand zwei Weltkriege. Es wurden zwar in der Zwischenzeit zusätzliche Verstrebungen angebracht, für den Fall, dass sie doch mal nachgibt. Doch bisher war das nicht der Fall.
„Das war ein Meisterwerk der Baukunst“, stellt Prof. Dr. Pohle fest. „Wir reden hier über eine Zeit, in der die meisten Bauwerke aus Holz errichtet wurden und die Zeit der antiken Monumentalbauten längst vorbei war. Und trotzdem gelang es Karl, Baumeister zu finden, die in der Lage waren, einen solchen Bau zu errichten, der jetzt seit 1.200 Jahren stabil steht.“
Den Dom kann man kostenlos besichtigen, es wird lediglich um einen kleinen Foto-Obolus gebeten. Einige Teile des Doms, wie etwa den Chor, in dem sich auch der Karlsschrein mit Karls Gebeinen oder der Marienschrein mit Aachens berühmten Reliquien befinden, oder auch den Karlsthron, kann man allerdings nur im Rahmen einer kostenpflichtigen Führung aus der Nähe sehen. Gleich neben dem Dom befindet sich die Domschatzkammer. In dieser kann man die prächtigen Domschätze wie zum Beispiel die berühmte Karlsbüste besichtigen. Eintrittskarten erhält man in der gegenüberliegenden Dom-Information. Ich musste aus Zeitgründen verzichten, aber beim nächsten Aachen-Besuch hole ich das sicher nach.
Reliquien
Karl widmete sich also auch der Religion intensiv – allerdings ging es nicht nur darum, neue Kirchen zu bauen. Kirchen waren im Mittelalter vor allem dann besonders wertvoll und besuchenswert, wenn sie heilige Reliquien beherbergten. Die Legende besagt, dass Karl textile Heiligtümer aus Jerusalem erhalten habe, darunter das Kleid der Muttergottes, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu. „Viel heiliger geht’s nicht mehr“, stellt Prof. Dr. Pohle fest. Seit dem 13. Jahrhundert werden diese Reliquien im Marienschrein aufbewahrt. Seit 1349 werden sie bis heute alle sieben Jahre herausgeholt und den Gläubigen auf einer „Heiligtumsfahrt“ öffentlich präsentiert.
Karl machte damit Aachen nicht nur zu einer Residenz- und Krönungsstadt, sondern auch zu einem gefragten Wallfahrtsort, der viele Pilger aus dem ganzen Reich anzog. Damit bescherte er seiner Lieblingsresidenz auch noch lange nach seinem Ableben reiche Einnahmen. Berichten zufolge hielten sich zeitweise bis zu 40.000 Pilger in der Stadt auf – bei einer Einwohnerzahl von vielleicht 15.000.
Liturgie
Im Fokus von Karls Aufmerksamkeit stand aber nicht nur der Bau und die Ausstattung von Kirchen, sondern auch das, was innerhalb der Kirchmauern passierte: der Gottesdienst und die Liturgie. Denn auch in diesem Bereich gab es keine Einheitlichkeit, wie Messen und Gottesdienste gefeiert wurden oder wie und mit welchem Wortlaut Gebete gesprochen wurden. Und, was ist jetzt so schlimm daran, wenn ein Gebet in Aachen etwas anders gesprochen wird als in Tours, denkst du jetzt vielleicht? Auch in diesem Punkt müssen wir wieder unsere moderne Sichtweise ablegen und uns vor Augen halten, dass Religion im Frühmittelalter eine ganz andere Bedeutung und Glaubwürdigkeit hatte als heute.
Die mittelalterliche Gesellschaft war erheblich spiritueller als die moderne. Gebete zu Gott hatten eine unmittelbare Wirkung, darüber herrschte ein breiter Konsens. Gebete waren praktisch so etwas wie Zaubersprüche. Und falls du Harry Potter gelesen hast, weißt du ja, was passiert, wenn man Zaubersprüche falsch ausspricht. „Es war sehr wichtig, dass Gebete korrekt gesagt wurden, denn sonst wirkten sie nicht, so glaubte man,“ erklärt Prof. Dr. Pohle. Um diesem Problem entgegenzuwirken, erstellte der bereits angesprochene Mönch und Gelehrte Alkuin auf Grundlage älterer Texte eine neue einheitliche Gebetssammlung, die im ganzen Reich verbreitet wurde und dort Anwendung finden sollte. Auch das Kirchenrecht wurde reformiert.
Was Karl den Großen betrifft, so ist eine Sache über ihn bekannt, die aus moderner Sicht vielleicht nicht ganz mit seiner Religiosität und seinem Einsatz für die Religion zusammenpasst: Er war durchaus ein großer Freund irdischer Genüsse. So war er nicht nur mindestens viermal verheiratet, sondern hatte auch zahlreiche Affären. Mindestens 18 Kinder sollen aus diesen Verbindungen hervorgegangen sein. Eine weitere irdische Freude, die er sich regelmäßig gönnte, waren Bäder in den heißen Quellen Aachens. Zeit für die nächste Etappe.
Elisenbrunnen mit Elisengarten – Karl und die heißen Quellen
Nach einem kurzen Fußmarsch durch die hübsche Aachener Altstadt erreicht man den Elisenbrunnen, ein monumentales, schneeweißes Bauwerk mit Säulen in antikem Stil. Hier findet man übrigens auch die Tourist-Information.
Betritt man das von einer hohen Kuppel überspannte Zentrum des Elisenbrunnens, weht einem ein deutlich vernehmbarer Schwefelgeruch entgegen. An zwei Stellen kommt ein stetiger Wasserstrahl aus der Wand und läuft jeweils in ein steinernes Becken.
Die beiden Wasserfontänen wirken auf den ersten Blick gar nicht so spektakulär. Doch sie sind ein lebendiges Zeugnis dessen, wofür Aachen ebenfalls berühmt ist: die mineralischen Thermalquellen. Und tatsächlich: Wenn du deine Hand unter den Wasserstrahl hältst, wirst du sie wahrscheinlich ganz schnell wieder zurückziehen – zumindest, wenn du so ein Weichei bist wie ich. Um die 50 Grad hat das Wasser, das hier aus der Wand sprudelt, erwärmt ausschließlich durch geothermische Aktivität.
Aachen liegt bekanntlich linksrheinisch und gehörte während der Antike zur römischen Provinz Germania inferior (Niedergermanien). Die Aachener Thermalquellen gehören zu den heißesten in Zentraleuropa. Im Stadtteil Burtscheid erreicht das Wasser sogar mit bis zu 74 Grad die Oberfläche. Bereits die Römer wussten die Aachener Thermalquellen zu schätzen und errichteten hier mehrere Heilbäder. Bereits in dieser Zeit kamen viele Menschen wegen der gesundheitlichen Wirkung des warmen, schwefelhaltigen Wassers.
Von der antiken Bebauung ist heute im Stadtbild leider so gut wie nichts mehr zu sehen, aber bei archäologischen Ausgrabungen stößt man immer wieder auf römische Überreste. Eine nette Besonderheit: Überall in der Aachener City findet man „Archäologische Fenster“, in denen z. B. römische Fundamente zu sehen sind. So kann man etwa einen kleinen Teil der römischen Büchelthermen durch das Schaufenster einer Buchhandlung betrachten. Zu Zeit Karls des Großen waren viele Reste der römischen Bebauung auch noch überirdisch zu sehen.
Doch zurück zu den Thermalquellen: Es ist überliefert, dass Karl die heißen Quellen außerordentlich schätzte. Möglicherweise waren sie sogar einer der Gründe dafür, dass er in seiner späteren Herrschaftszeit Aachen beinahe zu seinem dauerhaften Wohnsitz machte. Und er badete nicht allein: Er lud seine Söhne und auch vornehme Gäste ein, mit ihm das Bad zu teilen. Mitunter soll er auch mit seinem ganzen Gefolge und seinen Leibwächter im Bad gesessen haben – also mit über hundert Personen! Irgendwie eine ulkige Vorstellung, die Karl aus meiner Sicht aber auch einen sehr menschlichen Zug verleiht.
Für die Stadt Aachen waren die Thermalquellen ein großer Schatz, auf den sie zurückgreifen konnte, als die Stadt im 17. Jahrhundert gezwungen war, sich von jetzt auf gleich neu erfinden zu müssen. Im Jahr 1656 brach ein verheerender Brand aus und zerstörte etwa 80 Prozent der Stadt. Die Aachener bauten ihre Stadt wieder auf – und überlegten sich eine neue Form des Stadtmarketings. War Aachen bisher vor allem als Wallfahrtsort und Krönungsstadt bekannt, so erhielt es nach dem Wiederaufbau ein „Rebranding“ als Bäder- und Kurort.
Zu dieser Zeit entwickelten sich auch wissenschaftliche Methoden weiter. Der Bäderarzt Francois Blondel, der in Aachen lebte, forschte intensiv zur medizinischen Wirkung von Thermalwasser bei der Behandlung verschiedener Leiden. Prof. Dr. Pohle: „Dass das Thermalwasser eine Wirkung hatte, war seit langer Zeit bekannt. Doch jetzt konnte man es auch erstmals mit naturwissenschaftlichen Methoden belegen.“
Als die ersten Mitglieder des preußischen Hochadels zur Kur nach Aachen kamen, lief die Sache. Mehrere Tafeln an den Wänden des Elisenbrunnens zeugen von den vielen prominenten Bade- und Kurgästen, die Aachen im Laufe der Zeit besuchten, unter ihnen Zar Peter der Große oder der Preußenkönig Friedrich der Große.
Der heutige Elisenbrunnen ist eine Rekonstruktion – der Originalbrunnen aus dem Jahr 1822, der nach der Gemahlin des späteren Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. – Elise – benannt ist, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Hinter dem Elisenbrunnen findet man übrigens den Elisengarten. Das ist ein kleiner Park mitten in der Innenstadt, der sich wunderbar anbietet, um bei schönem Wetter hier eine kleine Snackpause einzulegen.
Außerdem steht hier eine Archäologische Vitrine, die einen Einblick in die archäologischen Grabungen auf dem Areal gibt.
Seinen Ruf als Bäderstadt behielt Aachen noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg, bis der Betrieb der Bäder unrentabel wurde. Noch zwei Bäder – die Spezialkliniken in Burtscheid und die Carolus-Therme nutzen bis heute das Aachener Thermalwasser, in dem schon Karl der Große so gern gebadet hat. Wir sind wieder in der Moderne angekommen und nach all den intensiven Begegnungen mit dem berühmten Herrscher stellt sich die Frage: Wie viel Karl der Große steckt denn heute noch in Aachen? Und hat er noch ein Einfluss auf unsere moderne Zeit?
Der „Vater Europas?“ – Karl, Aachen und die Moderne
Schon zu Lebzeiten nannten manche Karl den „Vater Europas“. Man darf allerdings getrost davon ausgehen, dass dies vor allem Höflinge waren, die sich bei Karl beliebt machen wollten. Heute würde man sie wohl „Schleimer“ nennen. Nichtsdestotrotz wurde dieser Begriff aber bis in die Moderne immer wieder verwendet, und auf den ersten Blick erscheint das ja sogar schlüssig. Tatsächlich umfasste das riesige Karolingerreich ja durchaus einen großen Teil des Gebiets, in dem sich heute zumindest die Kerngebiete der Europäischen Union befinden. Aber wir haben ja schon an mehreren Stellen gesehen, dass es schwierig ist, frühmittelalterliche Maßstäbe auf ein modernes Geschichtsbild anzuwenden.
Ein Karl für alle Fälle
Karl als „Vater Europas“ ist vor allem ein modernes Framing, das mehr über unsere Zeit und unsere Werte aussagt als über Karls Zeit. Denn Karls Europabild war ein völlig anderes als unseres. Außerdem zerfiel Karls großes Reich nach dessen Tod unter seinen Erben auch recht schnell wieder. In Wirklichkeit war Karl der Große immer genau das, was man in der jeweiligen Zeit in ihm sehen wollte.
„Das Karlsbild hat sich immer je nach Bedarf gewandelt“, erklärt Prof. Dr. Pohle, als ich mit ihm durch den zweiten Teil der Ausstellung im Centre Charlemagne laufe. „Viele Herrscher sahen sich in seiner Nachfolge oder stellten es so dar, als wären sie Nachfolger von Karl. Diese Instrumentalisierung diente letztlich auch immer der Legitimation der eigenen Herrschaft.“
Dies galt übrigens sowohl für französische als auch für deutsche Herrscher, denn oft vergessen wir ja, dass Karls Reich auch das heutige Frankreich umfasste. In Frankreich gilt er ebenso wie in Deutschland als eine der bedeutendsten historischen Persönlichkeiten. Allerdings wird er in Frankreich anders rezipiert und man erinnert sich für andere Taten an ihn als in Deutschland. „Karl der Große und Charlemagne sind quasi zwei verschiedene Personen“, sagt Prof. Dr. Pohle.
Jedenfalls fühlten sich sowohl Napoleon, unter dessen Herrschaft die Stadt Aachen im 19. Jahrhundert stand, als auch der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. als legitime Erben Karls des Großen. Anders sah es zunächst in der NS-Zeit aus. Die Nationalsozialisten waren zunächst keine Fans von Karl, weil sie ihm die Sachsenkriege übelnahmen. (Ja. Kein Scheiß.) Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges entdeckten sie ihn dann aber doch als Vorbild für eine Vision eines vereinten Europas unter germanischer Führung.
Europäische Einigung
Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich betrachtete man Karl den Großen im Zuge der deutsch-französischen Versöhnung als Symbol für den europäischen Einigungsgedanken. In diesem Gedanken wurde auch schon 1949 der Aachener Karlspreis gestiftet, der bis heute jedes Jahr an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Heute nennt Aachen sich auch „Europastadt“.
Das Bewusstsein über den eigenen Standort mitten in Europa und das Bekenntnis zu europäischen Werten spielen eine wichtige Rolle. Wenn man bedenkt, dass Aachen auch heute in einer Grenzregion liegt, einer multilingualen Region, passt das sicherlich gut. Diese Stadt war auch schon französisch, auch heute fängt die Frankophonie nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt an. Diese Verbindung wird auch mit den bewusst gewählten französischen Namen des Centre Charlemagne und der Route Charlemagne unterstrichen.
Kein Vater, aber ein Großer
Karl der Große war vielleicht nicht der „Vater Europas“, schon gar nicht der des modernen Europas. Ohne Zweifel war er aber ein großer Europäer, an den man sich zurecht auch so lange nach seinem Tod noch erinnert. Vieles deutet darauf hin, dass er eine schillernde Persönlichkeit und viele ungewöhnliche Interessen für einen Herrscher hatte.
Ganz sicher war er ein herausragender Charakter in seiner Zeit – auch wenn vieles, für das er zu seinen Lebzeiten und danach gefeiert wurde, wie etwa seine teils aggressiven Feldzüge, nach heutigen Maßstäben eher keinen Grund mehr für Bewunderung liefern würden. Heute bewundert man eher seine weitsichtigen Reformen, z. B. im Bereich der Bildung oder des Finanzwesens, und seine Fähigkeit, ein solch großes Reich zusammenzuhalten.
Fazit
Wenn man sich für die Geschichte Karls des Großen interessiert, ist Aachen der perfekte Ort, um ihm näherzukommen und seinen Spuren zu folgen. Die Stadt Aachen verdankt Karl viel und er ist bis heute als Identifikationsfigur präsent. Einen ersten Eindruck kann man sich auf jeden Fall bei einem Tagesausflug verschaffen. Ich habe es am Ende meines Trips allerdings doch bedauert, dass ich einige interessante Museen wie das Internationale Zeitungsmuseum oder auch die Domschatzkammer aus zeitlichen Gründen auslassen musste.
Das ist nicht so schlimm, wenn man wie ich in der Nähe wohnt, denn dann kann man ja einfach mal für einen Tag wiederkommen. Die Tourist-Info Aachen bietet für ein paar Euro eine Broschüre „Kaiser Karl führt durch Aachen“ an, die sich perfekt als Begleiter für Tagestouristen eignet und einen guten Überblick zur Aachener Geschichte, mit Schwerpunkt auf Karl, gibt.
Wenn du allerdings von weiter her nach Aachen reist und dich intensiver mit der Route Charlemagne auseinandersetzen möchtest, empfehle ich dir, mindestens zwei Tage in Aachen zu bleiben, oder vielleicht auch für ein Wochenende. Da Aachen in der Grenzregion zu Belgien liegt, kann man die Reise auch zum Beispiel noch mit einem Trip nach Lüttich verbinden. Oder du bleibst einfach in Aachen und lässt einen Tag voller Geschichte in einem der netten Restaurants in der Innenstadt ausklingen oder gönnst dir ein bisschen Wellness in der Carolus-Therme. Und stellst dir dabei vor, dass du mit Karl und seinem Gefolge im Bad sitzt. 😊
Danksagung: Mein ganz herzlicher Dank geht an Prof. Dr. Frank Pohle für die Zeit, die er sich genommen hat und für unser sehr spannendes und informatives Gespräch über Karl und Aachen!
Ein wirklich kurzweiliger und interessanter Artikel! Ich habe viel Neues über Karl den Großen gelernt. Dass er so vielseitig war, habe ich so nicht gewusst. Auch deshalb ist Aachen ganz bestimmt eine Reise wert.
Danke, das freut mich! 😀 Ja, das ist sie unbedingt!
Hallo Sylvia, assoziere beim Lesen Deines Berichts an die Geschichtsstunden meiner frühen Jugendzeit. Wären sie so interessant gewesen wie Dein Bericht, wäre sicher mehr bei mir “hängen geblieben”. Habe vor einigen Jahren eine Sightseeing Tour in Aachen gemacht. Liebe diese Stadt mit ihren geschichtsträchtigen Monumenten. Der Aachener Dom hat mich fasziniert, ebenso das Spezialitäten-Haus mit dem berühmten Aachener Printengebäck.
Vielen Dank! Mir hat die Stadt auch sehr gut gefallen, ich werde bestimmt noch mal hinfahren. 🙂